Der Sohn sitzt die ganze Nacht vor dem Computer? Die Tochter hat keinen Bock mehr auf die Schule? Die Eltern sind besorgt, weil der Sohn an Gewicht verliert und sich die Tochter völlig zurückzieht? Familienmitglieder schreien sich nur noch an? Man ist nicht mehr fähig, ruhig über seine Ängste zu reden? Dann können Kärntner Familien ab morgen, 1. September, Hilfe beim Mobilen Familiencoaching holen – ein Anruf unter 0800 240012 genügt und schon hat man eine kompetente Ansprechpartnerin oder einen kompetenten Ansprechpartner und Familiencoach zur Seite.
Sozialreferentin LHStv.in Beate Prettner präsentierte heute, Dienstag, im Rahmen einer Pressekonferenz die erste, schnellste und direkteste Hilfe für familiäre Probleme. Entwickelt wurde das Modell vom Land Kärnten angesichts einer „Coronakrise, die die gesamte Gesellschaft und jeden Einzelnen seit mittlerweile fast eineinhalb Jahren auf eine harte Probe stellt. Je länger die Krise andauert, desto größer werden die Belastungen in der Bevölkerung. Vor allem Kinder und Jugendliche leiden – in vielen Familien läuft es unrund“, so Prettner. „In der Diakonie haben wir einen kompetenten Partner gefunden, der das Hilfsangebot mit einem multiprofessionellen Team abwickeln wird“, informierte Prettner. Vorerst besteht das Team aus sechs speziell geschulten hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Was das Budget betrifft, gehe man von jährlichen Kosten in der Höhe von rund 320.000 Euro aus: „Wir sind aber flexibel. Bei Bedarf werden wir selbstverständlich aufstocken. Wir hoffen, dass das Mobile Familiencoaching sehr gut angenommen wird. Ich kann nur an betroffene Familien appellieren, sich nicht zu scheuen und die Unterstützung in Anspruch zu nehmen“, sagte die Sozialreferentin.
Wie der Kärntner Kinderschutzbeauftragte Raphael Schmid erklärte, seien „die Eltern die ersten und wichtigsten Kinderschützer. In genau dieser Rolle will das Land Kärnten sie stärken.“ Schmid betonte, dass das Mobile Familiencoaching anders als andere Unterstützungsmaßnahmen keiner Zuweisung bedürfe: „Die Familie wird also nicht durch einen Dritten und auf bürokratischem Weg zur Hilfe vermittelt, sondern sie wendet sich auf direktem Weg selbst an den Familiencoach.“ Das Angebot sei für die Familien natürlich kostenfrei.
Laut Mathias Liebenwein von der Diakonie de La Tour (Fachbereichsleitung Kind, Jugend und Familie) würden die Familiencoachs mit den Familien gemeinsam an den Herausforderungen arbeiten. „Es geht vorrangig darum, die Stärken zu stärken und nicht darum, nach Schwächen zu suchen. Oberste Prämisse ist es, dass die Familie dadurch selbst aus der rauen See wieder in ruhiges Gewässer findet.“ Liebenwein betonte, dass die Unterstützung „unmittelbar“ erfolgt: „Meldet sich eine Familie telefonisch oder per Mail bei uns, wird sofort agiert. Entweder kann man telefonisch unterstützen oder man kommt zur Familie nach Hause, um eine Eskalation zu vermeiden. Sitzen die Probleme viel tiefer, kann eine persönliche Begleitung von bis zu zwölf Wochen in Anspruch genommen werden.“ Liebenwein und Prettner erklärten, dass „wir in der ersten Phase Erfahrungen sammeln und dann entsprechend flexibel nachjustieren können. Wichtig ist, dass die Kärntner Familien von dem Angebot Gebrauch machen.“ Wie Prettner betonte, sei Kärnten „mit diesem Projekt Vorreiter in Österreich. Es freut mich, dass uns ein so großer Wurf gelungen ist und dieser noch vor dem Schulstart realisiert werden konnte.“
Quelle: Klagenfurt (LPD).